Die Geburtsstunde von Goldeimer: Im Rahmen seiner Bachelorarbeit hat sich Malte Schremmer erstmals mit Alternativen zur herkömmlichen sanitären Versorgung beschäftigt. Dabei hat er festgestellt, dass es nicht die beste Idee ist, die eigenen Fäkalien mit Wasser wegzuspülen.
Nach Abschluss der Bachelorarbeit nimmt Malte gemeinsam mit Freunden an einem Ideenwettbewerb teil. Sie gewinnen und nutzen das Preisgeld, um Prototypen für Komposttoiletten zu bauen und ziehen damit über verschiedene Festivals.
Wenige Jahre später ist aus Goldeimer ein erfolgreiches und gemeinnütziges Unternehmen geworden, das auf Festivals eine Alternative zu herkömmlichen Chemietoiletten zur Verfügung stellt und inzwischen sogar ein eigenes Toilettenpapier vertreibt.
Im Podcast spreche ich mit Malte Schremmer über die Anfänge von Goldeimer, die Verbindung zu Viva con Aqua und die Herausforderungen bei der Kompostierung von menschlichen Fäkalien im Sinne der Kreislaufwirtschaft. Zudem verrät Malte wie es dazu kam, dass der Schauspieler Frederic auf Instagram Werbung für das Goldeimer Toilettenpapier gemacht hat.
Die Komposttoilette folgt dem Konzept der Kreislaufwirtschaft
Hobelsspäne aus Holz sorgen bei einer Komposttoilette dafür, dass keine unangenehmen Gerüchte entstehen. Außerdem sind sie ein wichtiger Zusatzstoff für den späteren Prozess. Die Fäkalien werden nicht nämlich nicht in die Kläranlage gebracht und verbrannt, sondern werden kompostiert und später vererdet. Mit der Biomasse wird ein natürlicher Kreislauf geschlossen. Das ist wichtig, denn in den menschlichen Fäkalien sind viele Nährstoffe (z.B. Stickstoff und Phosphor) enthalten, die beim herkömmlichen Verbrennen für immer verloren gehen.
In einer Welt, die ohnehin schon über ihren Verhältnissen lebt, ist es besonders wichtig, dass wir zukünftig mehr kreislaufwirtschaftlich zu denken, so Malte Schremmer im Interview. Bei den Goldeimer Toiletten werden die Fest- und Flüssigstoffe nachträglich getrennt. Die Entsorgung stellt das Team allerdings vor eine größere Herausforderung. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen, die für eine Kreislaufwirtschaft mit Komposttoiletten nötig wären, gibt es in Deutschland noch nicht.
Rechtliche Grundlage muss geschaffen werden
In Deutschland ist es rechtlich nicht definiert, wie man mit den Inhalten von Trockentoiletten umgeht. Da wir ein funktionierendes Kanalisationsnetz haben, geht man in den gesetzlichen Regelungen immer davon aus, dass menschliche Fäkalien in Verbindung mit Wasser stehen. Gemeinsam mit Forschungseinrichtungen und anderen Unternehmen will Goldeimer diese Lücke im Gesetz schließen und die Kompostierung menschlicher Fäkalien legalisieren. Dafür muss sichergestellt werden, dass einwandfreier Kompost entsteht, der keine Rückstände wie Bakterien und Keime enthält.
Mit einem befreundenden Unternehmen aus Berlin hat Goldeimer einen ersten wichtigen Meilenstein erreicht. Sie haben inzwischen eine genehmigte Testfläche, mit der sie die Möglichkeit haben, die Qualität von ihrem Kompost unter Beweis zu stellen. Ein weiterer großer Meilenstein ist eine DIN-Norm zur Verwertung von Inhalten aus Trockentoiletten, die noch in diesem Jahr in Kraft tritt. Bei der Erarbeitung der Norm war Goldeimer maßgeblich beteiligt.
Mit dem Goldeimer Toilettenpapier raus aus dem Saisongeschäft
Um das Unternehmen sicher und langfristig aufzustellen, musste neben den Aktivitäten auf Festivals ein weiteres Standbein aufgebaut werden. „Die Festival-Saison dauert in der Regel nur drei Monate und wirklich viel hängen bleibt trotzdem nicht“, sagt Malte Schremmer. Zusätzlich dazu ist die Zielgruppe auf Festivals extrem eingeschränkt. Um diesem Umstand zu entkommen ist 2016 die Idee entstanden, ein eigenes Toilettenpapier auf den Markt zu bringen. Mit einem Familienbetrieb aus Deutschland arbeitet das Team von Goldeimer jetzt seit einigen Jahren zusammen und vertreibt das soziale Toilettenpapier inzwischen nicht nur online im eigenen Shop, sondern seit Beginn auch im Einzelhandel.
Alle Themen des Podcasts mit Malte Schremmer von Goldeimer im Überblick
- Wer ist Malte Schremmer und was macht er (01:45)
- Das ist Goldeimer (02:15)
- So kam es dazu, dass Malte angefangen hat, sich mit sanitären Anlagen und Toiletten auseinanderzusetzen (03:40)
- Wie haben es Malte und seine Freunde geschafft, die erste Komposttoiletten auf Festivals aufzustellen (07:20)
- So funktionieren die Komposttoiletten von Goldeimer (09:50)
- Das sind die großen Hürden bei der Kompostierung von menschlichen Fäkalien (12:45)
- So schafft das Team von Goldeimer die gesetzlichen Rahmenbedingungen für das Unternehmen (14:10)
- Das ist die Aufgabenverteilung im Team von Goldeimer (18:45)
- Seit 2016 gibt es ein eigenes Goldeimer Toilettenpapier.
So ist es zu der Idee gekommen (20:00) - Erst Einzelhandel, im Anschluss auch im Online Shop. So hat es das Team von Goldeimer direkt in den Einzelhandel geschafft (21:50)
- Wie geht das Team bei finanziellen Entscheidungen vor? (25:15)
- So setzen sich die Einnahmen von Goldeimer zusammen (27:20)
- Malte ist direkt aus dem Studium heraus zum Unternehmer geworden. Das waren die großen Herausforderungen dabei (29:45)
- War Malte jemals an dem Punkt, wo er alles hinschmeißen wollte? (31:20)
- So kam es dazu, dass Frederic Lau auf Instagram Werbung für Goldeimer gemacht hat (34:15)
- „Hot Seat“ Session mit Malte Schremmer (35:45)
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